Jesus sendet seine Jünger zu zweit aus: zur Ergänzung, zur Korrektur und zum Mit-Sein. Und er „gab ihnen Vollmacht“ (Mk 6,7) Macht ist die Möglichkeit, etwas zu machen. Ein „machtfreier Raum“ ist ein Raum, in dem keiner mehr was machen kann. Vollmacht ist die Gabe etwas zu bewirken, was über den Wirkenden hinaus weist.
Vollmacht gibt es in der Kirche in zwei Formen: „Amtlich“ mit dem Sakrament des Dienstes zum Lehren, Heiligen und Leiten. Und „charismatisch“ je nach Begabung des einzelnen und auf vielfache Weise.
Beide Vollmachten stehen in der Kritik: die amtliche, weil sie zur Verhärtung neigt; die charismatische, weil sie sich nicht festlegen lässt; beide, weil sie missbraucht werden können und wurden.
Beide Vollmachten werden aber auch (noch immer) geschätzt: die amtliche, weil sie verlässlich ist; die charismatische, weil sie belebend ist; beide, weil sie die Brückenpfeiler der kirchlichen Ordnung sind.
Jede Vollmacht braucht die jeweils andere. Die amtliche braucht die charismatische Vollmacht, damit sie sich nicht eingräbt. Die charismatische braucht die amtliche Vollmacht, damit sie nicht abhebt. Johannes braucht den Petrus und sein Amt, und Petrus braucht den Johannes und sein Charisma (Joh 20,1-10).
Der Missbrauch der amtlichen oder der charismatischen Vollmacht ist mit das Schlimmste, was in der Kirche geschehen kann, denn er kann die Gottesbeziehung von Menschen zerstören.
Es ist an der Zeit, dass wir beide Vollmachten neu annehmen und ausüben.
Denn wo wir statt des Missbrauchs die missbrauchte Vollmacht abschaffen, dort ist auch keine Macht mehr verliehen, die uns aus diesem Schlamassel retten kann.
Fra' Georg Lengerke
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