Erschöpfung ist in der Kirche kein neues Phänomen. Nach ihrer Sendung und Rückkehr berichten die Jünger Jesus und er lädt sie ein: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind.“ (Mk 6,31) Wir erfahren die Gemeinschaft mit Jesus dort, wo wir zu zwei oder zu dritt „in seinem Namen beisammen sind“ (Mt 18,20). Es braucht aber auch Zeiten „an einem einsamen Ort“, in denen wir abseits der Anderen und ihren Ansprüchen bei ihm sind.
Denn er ist zwar immer bei uns, aber wir sind nicht immer bei ihm. „Bei ihm sein“ heißt zum einen vor ihm sein: auf ihn schauend, in seinem Blick und im Anschauen und Hören auf ihn, im Erzählen, Eröffnen und Hinhalten. Beim ihm sein heißt zum anderen in ihm sein: verbunden mit ihm in seiner Liebe zu uns und den Menschen, besonders zu den Armen. Und es heißt, bei ihm in uns sein. Denn zu Jesus gehen heißt weggehen von sich zu ihm und dann mit ihm zu und den Menschen. Dann heißt es aber auch in sich gehen, weil er uns innerlicher ist als unser Innerstes (Augustinus).
Das Alleinsein mit Jesus war schon im Evangelium schwer. Unterscheidung tut not. Nicht alles, was drängend ist, ist auch wichtig. Aber diese Unterscheidung und Entscheidung lohnt sich. Wo wir bei ihm, in ihm und mit ihm sind, kommt unser Leben in Ordnung. „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind“ könnte heute heißten: vielleicht nur für fünf Minuten: Telefon auf Flugmodus, stillsitzen und beim Einatmen: „Du bist bei mir“ und beim Ausatmen: „Ich bin bei Dir“ beten.
Fra' Georg Lengerke
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