Die Bergpredigt beginnt nicht mit dem, was die Jünger tun sollen, sondern mit dem, was sie sind: „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ (Mt 5,13.14).
Uns sollte der Hochmut eigentlich vergangen sein, zu dem diese Sätze verleiten können. Aber der Hochmut hat sich nur verlagert: Wir wollen noch immer unter den Mächtigen mitspielen. Wir sind das größte Sozialunternehmen unseres Landes. Ohne uns funktioniert der Sozialstaat nicht. Wollen wir politisch „relevant“ bleiben, müssen wir vor allem funktionieren.
Aber „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ sind keine Auszeichnungen. Das Salz ist dazu da, der Speise eigenen Geschmack zum Vorschein zu bringen. Mit Salz schmecken Kartoffeln mehr nach Kartoffeln. Das Salz hilft uns, an dem Geschmack zu finden, dem es beigegeben wird. Ähnlich das Licht. Das All ist dunkel, obwohl die Sonne scheint. Denn das Licht der Sonne bleibt unsichtbar, bis es auf das fällt, was es sichtbar machen soll. Es dient der Sichtbarkeit dessen, worauf es fällt.
Als im Winter 2010/11 das Streusalz knapp wurde, fingen die Leute an, Speisesalz auf die Einfahrten zu streuen. Ich fand das prophetisch. So steht es um uns: Das missbrauchte Salz wird zertreten und ist für nichts mehr gut.
Unser Hochmut besteht noch immer darin, dass wir selber leuchten und schmecken und gepriesen werden wollen. Aber erst, wenn wir wieder dazu da sind, dass Menschen einander und die Welt im Licht Gottes erkennen und an seinem Reich Geschmack finden – erst dann werden sie „unsere Werke sehen und den Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,16).
Das ist die scheinbar unscheinbare Relevanz, die wir den Menschen schulden.
Fra' Georg Lengerke
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