"Meine Mutter war in den Siebzigern vollberuflich alleinerziehend, das hat mich sicher geprägt", sagt Hubertus Heil, Arbeitsminister mit SPD-Parteibuch, über die Anfänge seines politischen Lebens: "Ich habe früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen." Als Kind habe er davon geträumt, Ritter zu werden, sagt Heil im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Als Jugendlicher sei er dann Schülersprecher geworden. Auf Schülerdemonstrationen in seiner niedersächsischen Heimat hielt er Reden, etwa gegen ein geplantes Atommüllendlager oder gegen den ersten Irak-Krieg. "Es gab Situationen, da hatte ich riesigen Respekt und bin fast vor Ehrfurcht erstarrt", sagt Heil.
Als er 1998 das erste Mal Bundestagsabgeordneter wurde, war er erst 26 Jahre alt – eine lehrreiche, nicht immer einfach Zeit, wie er im Zeit-Online-Podcast erzählt: "Als junger Abgeordneter hätte ich nicht gedacht, dass ich innerhalb weniger Monate über den Kampfeinsatz der Bundeswehr im Kosovo abstimmen müsste. Das hat mir viele schlaflose Nächte bereitet." Mit manchen seiner eigenen politischen Entscheidungen, erzählt Heil selbstkritisch, hadere er bis heute. Außerdem habe es Fehlentscheidungen gegeben, an denen er mitgewirkt und über die er sich geärgert habe. Doch das sei einer der großen Vorzüge einer Demokratie: dass man politische Entscheidungen im Zweifel noch einmal neu fällen könne. "Da muss man sich ehrlich machen, sich aufraffen, das zu ändern und weiterzuentwickeln."
Als Arbeitsminister leitet Heil heute das Ministerium mit dem größten Etat und ist für viele der großen gesellschaftlichen Themen zuständig: Rente, Arbeitslosenversicherung, soziale Grundsicherung, die Arbeitsagenturen. Entsprechend anspruchsvoll ist sein Arbeitsalltag: "In Sitzungswochen des Bundestages geht es morgens zwischen sieben und acht Uhr los", sagt er. Es sei nicht leicht, den Ministerberuf mit der Familie zu vereinbaren: "Ich will meine Kinder ja nicht erst bei der Abiturfeier wiedersehen." Hilfreich sei dabei, sich über die Endlichkeit politischer Karrieren im Klaren zu sein. "Ich bin nicht süchtig nach Politik. Ich habe einen Plan B," sagt Heil im Podcast.
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