Einer der Grundkonflikte in der Kirche ist das Auseinanderfallen des einseitigen Vertrauens entweder auf das Glaubenswort oder die Glaubenstat. Wir werden noch sehen, wie sehr der Jakobusbrief die Tat betont. An seinem Anfang jedoch bindet er die Tat der Glaubenden an das geglaubte Wort Gottes. Jakobus geht drei Schritte mit uns:
Der erste ist, dass wir „schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn“ sein sollen. Es geht nicht um Zögerlichkeit, sondern um Bedachtheit und um eine erste Entscheidung zum Hören. Manchmal will eine erste Reaktion mit uns durchgehen, die uns am wirklichen Hören und Nach-Hören hindert. Die zurückzuhalten, kann je nach Charakter ein echt großer Verzicht sein.
Der zweite Schritt ist: das Wort annehmen. Diese Annahme des Wortes Gottes geht weiter als bloßes Hören. Sie meint eine Bereitschaft, ihm in mir Raum und Wirkung zu geben. Das bedeutet zugleich, mich „alles Schmutzigen und der vielen Bosheit“ zu entledigen und all dessen, was dem Wort Gottes widerspricht. Auch das ist Entscheidung und Tat und kann eine echte Räumung sein.
Der dritte Schritt ist das Täter-Werden: „Werdet Worttäter.“ (Jak 1,22) Interessant ist, dass Jakobus hier noch nicht von denen spricht, denen das Tun des Wortes zugutekommt. Er sagt vielmehr, dass das Wort Gottes zu tun so sehr unserem Wesen entspricht, dass wir uns selbst erst wirklich erkennen, wenn wir das Wort Gottes verwirklichen. Wer das Wort nur hört und nicht tut, gleicht einem, der sein Spiegelbild vergisst.
Wenn wir das Wort Gottes hören, es annehmen und tun, wird es uns unseres Besseren belehren.
Fra' Georg Lengerke
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