Wenn man bei Word „Fra‘ Georg“ eingibt, kommt in der Regel „Frau Georg“ heraus. Das liegt am sogenannten Autokorrekturprogramm. Es ist eine Art eingebauter Reflex: „Fra‘“ gibt es nicht. Es muss „Frau“ heißen.
Solche Art Reflexe können auch unser Urteilsvermögen stören. Davon spricht Jakobus: Wir sehen eine elegante Erscheinung und geben ihr (sei es in unserem Haus oder Herzen oder Denken) einen Ehrenplatz. Uns kommt ein abgerissener Mensch entgegen und wir halten ihn am Rand – wenn er Glück hat.
Andersherum wäre es übrigens auch nicht besser: Die Eleganten sind verdächtig, die Erbärmlichen gehören nach vorne. In beiden Fällen würden wir „Unterschiede […] aufgrund verwerflicher Überlegungen“ machen.
Der Brief des Jakobus prüft oder entlarvt uns, wo unsere Urteile zu Reflexen geworden sind: Ihr gebt denen Ehre und biedert Euch denen an, die Euch ausbeuten. Und Ihr verachtet die, die Gott erwählt und reich gemacht hat. Eure Äußerlichkeit und Eure Vorurteile spielen Euch einen Streich – wie ein Autokorrekturprogramm, das richtige Wörter zu falschen macht.
In der Nähe Jesu fand jeder seinen ihm gemäßen Platz. Der eine den Platz der Würdigung, der andere den Platz der Umkehr. Das wäre es: Das wir so auf die Menschen schauen und ihnen so Raum geben, dass sie mit uns jeweils ihren Platz in Gottes Nähe finden. So wie sie es brauchen und es ihnen gemäß ist.
Das Autokorrektur-Programm kann man übrigens trainieren oder ganz abschalten, damit aus dem Ausbeuter nicht ein Ehrengast, aus dem Ausgebeuteten nicht eine Randerscheinung – und aus dem „Fra'“ nicht eine „Frau“ wird.
Fra' Georg Lengerke
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