Es gibt sicher bedeutendere Liturgien im Kirchenjahr. Aber die Liturgie am Aschermittwoch ist für mich doch alljährlich eine der bewegendsten. Ich sage den Menschen, dass sie sterben werden: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Es ist eine infauste Diagnose.
Doch wird uns heute nicht einfach nur gesagt, dass wir sterben werden, sondern auch, dass wir die kostbare Zeit, die uns bleibt, dazu nutzen sollen, Kriterien und Prioritäten, Zusammenhänge und Beziehungen zu ordnen. Im Evangelium geht es heute um unsere elementarsten Beziehungen: zu den Nächsten, zu Gott und zu den Dingen.
„Wenn Du Almosen gibst“ soll es Dir um Deinen Nächsten gehen, besonders den jeweils Bedürftigen. Das gilt im Teilen von Gütern, aber auch im Anteilgeben an Deinem und Anteilnehmen an seinem Leben. Und um den Blick Gottes „der im Verborgenen sieht“.
„Wenn Du betest“ soll es Dir um die Vertrautheit mit Gott gehen, der schon immer am vertrautesten ist mit Dir, und darum, Dich ihm anzuvertrauen mit Deiner Not und Deiner Dankbarkeit, Deinem Denken und Urteilen, Deinem Empfinden und Begehren.
„Wenn ihr fastet“, dann bleibt fröhlich und fragt Euch, ob Ihr die Dinge habt, die Euch gegeben sind , oder ob sie Euch haben; ob sie Euch dienen und den Euren oder ob Ihr ihnen dient – auf Kosten Eurer Freiheit und Eurer Gabe zu lieben.
„Bedenke, Mensch, dass Du Staub bist“, sagt uns die Liturgie mit dem Kreuz aus Asche auf der Stirn. Du hast nicht alle Zeit der Welt. Aber die Zeit, die Dir gegeben ist, ist Zeit der Gnade, Zeit der Zuwendung Gottes, der um Deine Zuwendung wirbt.
Fra' Georg Lengerke
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