Jesus wird vom Geist in die Wüste geführt. Aber die Wüste ist nicht die Fremde, sondern der Ort, an dem wir sind. Deshalb rühren die drei Versuchungen Jesu an die Grundfragen unseres Lebens.
Wovon lebe ich? Der Versucher sagt: Weil Du Gottes Sohn bist, kannst Du Dir machen oder nehmen, was Du zum Leben brauchst. Die Liebe antwortet: Ich lebe nicht vom Machen oder Nehmen, sondern vom dem, was mir gegeben wird. Die Dinge und Menschen, selbst mein Leib, sind Gabe – nicht Ware und nicht Beute.
Was gelte ich? Der Versucher sagt: Spring! Gott wird Dich unversehrt erscheinen lassen. Die Liebe antwortet: Ich will nicht, dass Gott meinen Willen tut, sondern ich will den Willen Gottes tun. Wir werden nicht frei, wenn wir Gott für unsere Reiche in Anspruch nehmen, sondern dort, wo wir uns für sein Reich in Anspruch nehmen lassen. Wo wir mit Gott lieben, sind wir Könige.
Wem diene ich? Der Versucher sagt: Bete mich an, und ich gebe Dir die Weltherrschaft. Die Liebe sagt: Ich bete allein den an, der mich sein oder werden lässt, der ich bin. Die Frage, wem wir dienen, stellt sich nicht nur angesichts der Armen, sondern auch angesichts der Mächte der Welt. In wessen Dienst stehen wir, und wem haben wir Macht gegeben über uns?
Wir haben, sagt die Heilige Schrift, den Garten gegen die Wüste eingetauscht. Den Garten der Gaben mit der Wüste der Beute. Den Garten unserer Würdigung mit der Wüste, sich beweisen zu müssen. Den Garten der Herrschaft mit Gott mit der Wüste der Anbetung der Macht.
Wo wir mit Jesus empfangen, was Gott gibt, wollen, was Gott will, und anbeten, was Gott ist, dort wird die Wüste zum Garten und wir werden frei.
Fra' Georg Lengerke
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