Es gibt „wirksame“ Worte in meinem und Ihrem Leben, die uns zu dem geformt haben, der wir heute sind. Worte, die uns meinen oder treffen, ehren oder kränken, klüger machen oder dumm aussehen lassen.
Dann gibt es Worte, die unsere äußere Wirklichkeit verändern, sogenannte „performative Sprechakte“. Dazu gehören Ernennungen, Widmungen von Straßen oder Plätzen, Eheschließungen und viele Sätze, die mit „Hiermit…“ beginnen.
Die kurze Lesung aus dem Propheten Jesaja spricht vom Weg und der Wirksamkeit des Wortes Gottes. Wie das Wasser vom Himmel fällt, die Erde tränkt und fruchtbar macht, so ergeht das Wort Gottes unwiderruflich und mächtig und bewirkt, was es will.
Wo das Wort jedoch den Menschen trifft, trifft es auf dessen Freiheit. Sie kann dem Wort Gehör schenken oder nicht, es in sich wirken lassen oder nicht, es vollziehen und weitersagen oder nicht.
Die frühen Christen haben dieses Wort des Propheten Jesaja als Wort über Jesus Christus verstanden. Das Wort, der Logos, der Sinn Gottes wird ein Mensch, in dem Gott selbst sichtbar, hörbar und wirksam ist. Das Wort Gottes ist nicht einfachhin Gesetz oder Urteil oder Regel zum rechten Leben. Es will nicht nur Information. Es will Performation, wirksame Verwandlung des freien Menschen. Es ist Gottes Werben um unser Ohr und Herz, unser Leib und Leben, um unser Wort und unsere Tat.
Wenn wir uns selbst und unseren konkreten Alltag von diesem Werben Jesu erreichen und formen lassen, da wirkt es über unsere Kraft und Möglichkeiten hinaus – „unendlich viel mehr […], als wir erbitten oder uns ausdenken können“ (Eph 3,20).
Fra' Georg Lengerke
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