Von drei Bekehrungen berichtet uns das Jona-Buch. Der Prophet kehrt auf der Flucht vor Gott um, um doch die Stadt Ninive zur Umkehr zu rufen. Dann bekehrt sich die Stadt Ninive, die auf die Predigt des Jona hin buchstäblich „in Sack und Asche“ Buße tut.
Schließlich wird uns erstaunlicherweise von der Umkehr Gottes berichtet: „Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.“ (Jona 3,10) Lag Gott etwa falsch und der Mensch richtig, so dass nicht der Mensch sich zu Gott, sondern Gott sich zum Menschen bekehren musste?
Wenn die Heilige Schrift von der Strafe Gottes spricht, dann sind damit in der Regel Tatstrafen gemeint. Negative Folgen der Tat – auch für die Gottesbeziehung. Die sind an die Tat aber nicht willkürlich geknüpft, wie Prügel bei Unbotmäßigkeit. Es gehört zu unserer Freiheit, uns selbst und einander des Lebens, der Liebe und des Glückes berauben zu können – und sei es, dass wir Untaugliches zu unserem Leben, unserem Glück oder unserer Liebe machen.
Diese Folgen stellt das Alte Testament nun in die Beziehung mit Gott. Wo ich mich von Gott abwende, erscheint er mir genauso abgewandt wie ich ihm. Wo ich mich ihm zuwende, wendet sich Gott mir zu.
In der Menschwerdung geschieht etwas Ungeheuerliches. Der Gekreuzigte ist beides: Er offenbart uns den abgelehnten Gott. Und zugleich ist er der Mensch, der mit der leidenden und schuldbeladenen Menschheit Gott als abgewandt erfährt. Gerade an dieser Stelle ist Jesus Christus der abgelehnte Gott, der dem Menschen zugewandt bleibt – auch in seiner größten Schuld.
Fra' Georg Lengerke
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