Die Jüdin Ester ist zur persischen Königin aufgestiegen. Nach einer Geschichte von Intrigen und Verleumdung steht die geplante Vernichtung der Juden im persischen Reich unmittelbar bevor. In äußerster Not bereitet sich Ester fastend und betend auf das Gespräch mit dem König vor, um ihr Volk zu retten.
Ester betet einsam. In der revidierten Einheitsübersetzung fällt auf, dass der Einsamkeit der Ester die Einzigkeit Gottes entspricht: „Mein Herr, unser König, du bist der Alleinzige. Hilf mir! Denn ich bin hier einzig und allein und habe keinen Helfer außer dir.“ Meine Einsamkeit entspricht der Einzigkeit Gottes. Und sie bringt meine Einzigkeit und Unvergleichlichkeit vor Gott zum Vorschein, der selbst der Einzige ist, der noch helfen kann.
Ester dankt noch in der größten Not für die Treue Gottes in der Geschichte des Volkes und ihres Lebens. Es ist die Dankbarkeit, die uns vertrauen lässt, dass der, der treu war, es auch in Zukunft sein wird.
Und schließlich betet Ester nicht nur für sich oder allein für ihr Volk. Denn das Volk ist da für Gott. Das Volk Gottes ist der Ort, an dem er sich der Welt als mächtig und gütig gezeigt hat und zeigen will. Sie wollen, sagt Ester im weggelassenen Teil der Lesung, dass wir verstummen und dass von Dir nicht mehr gesprochen wird.
Es ist die heilige jüdische Karmelitin Theresa Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), die uns dieses Gebet für die und mit den verfolgten Juden und Christen neu ins Gebetbuch schreibt. So 1938 in einem Brief an ihre Schwester: "Ich muss immer wieder an die Königin Esther denken, die gerade darum aus ihrem Volk genommen wurde, um für das Volk vor dem König zu stehen".
Fra' Georg Lengerke
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