Letzter Tag der Leonardo-Ausstellung im Louvre in Paris: Viele der zahlreichen Besucher nehmen ein Ausstellungsstück nach dem anderen mit der Handykamera auf und gehen weiter. Was haben sie gesehen? Und was hat es ihnen gesagt?
Petrus will den Moment der Schau des verwandelten Jesus im Gespräch mit Mose und Elija festhalten: „Herr, hier ist gut sein!“ übersetzt Martin Luther.
Wenn man versucht, einen vielsagenden Moment einzufangen und festzuhalten, statt hinzuhören und sich erreichen zu lassen, dann verstummt und stirbt der Moment. Was bleibt, ist ein falsches Ideal. Und das ist ein untaugliches Kriterium für unser Urteil über uns selbst oder andere, über die Kirche oder die Welt.
Petrus hat schon recht: Es ist gut, dass die Jünger da sind. Und es wäre wichtig, dass sie da bleiben. Aber dableiben heißt eben nicht auf dem Berg in seliger Schau bleiben, sondern bei dem bleiben, den sie dort erkannt haben. Auf dem Berg zeigt sich Jesus als der, von und mit dem das Gesetz (Mose) und die Propheten (Elija) sprechen. Er ist selbst das Licht Gottes, das den Menschen ins rechte Licht rückt und das Todesdunkel besiegt.
Man sollte die Verklärung Jesu nicht ohne die anschließende Szene lesen. Die Jünger müssen – von der Erfahrung auf dem Berg geprägt – mit Jesus wieder in die Niederungen der Welt und ihrer Nöte gehen. In die Hysterie und die echte Angst, in die Streitigkeiten in Kirche und Gesellschaft, in die Not der Geflüchteten und die Furcht der Beheimateten. Solange sie mit dem kommunizieren, den sie auf dem Berg erkannt haben, können sie überall sagen: Hier sind wir richtig! Hier ist gut sein!
Fra' Georg Lengerke
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