Zurück in dem so umgekrempelten Alltag, geht mir das Wort einer Freundin nicht aus dem Kopf, dass die derzeitige Verunsicherung und anbrechende Not auch eine Art Exerzitienzeit sei. Exerzitien sind ja nicht nur eine geistliche Erholungszeit. Es sind „geistliche Übungen“ die mir helfen, unter den leidvollen Bedingungen der wirklichen Welt die Beziehung zu Gott und zu den Nächsten zu erneuern.
Das Gebet des Asarja im Buch Daniel ist ein Gebet aus höchster Not. Der Ofen, in den die jüdischen Exilanten in Babel geworfen wurden, ist ein Bild für Verfolgung und zugleich Bewährung, in der das Entscheidende vom Beiläufigen, die Wahrheit von der Lüge und das Bleibende vom Vergänglichen geschieden wird.
Vor der heutigen Lesung beginnt das Gebet mit einem vertrauenden Lobpreis auf Gottes Gerechtigkeit und Güte. Und das, obwohl für uns die Not ja immer auch eine Anfrage an die Güte Gottes ist. Dann bringt Asarja diese Not seines Volkes vor Gott: „Wir sind gering geworden“, sagt er, „wir haben weder Vorsteher noch Propheten“, nichts, was wir Gott geben könnten und kein Zuhause für unser Gebet. Und dann bittet er um zweierlei: dass inmitten der Not Gott bei uns bleiben und wir uns zu Gott bekehren mögen – wie lange sie auch andauern mag – und dass wir aus der Not errettet werden. Über diese Bitte um seine Rettung sollen wir die Bitte um unsere Bekehrung und das Offenbarwerden seiner Treue im Leiden nicht vergessen. „Du aber nimm uns an. Wir kommen zu Dir… Wir folgen Dir und suchen Dein Angesicht“ – mitten in der Not dieser Zeit. Denn „wer Dir vertraut, wird nicht beschämt.“
Fra' Georg Lengerke
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