„Nehmen Sie sich in acht! Achten Sie gut auf sich!“ Solche Hinweise bekommen wir in diesen Tagen häufig. Auch in der heutigen Lesung steht diese Mahnung im Kontext einer Krise. Es ist die Krise der Wüstenwanderung, des bevorstehenden Einzugs ins Gelobte Land und der „Ansteckung“ von der Verehrung fremder Götter, ihren Bildern und dem Anspruch ihrer Macht. Aber die Zuhörer des Mose sollen hier nicht auf zu vermeidende Übel sondern auf in der Geschichte empfangenen Gaben achten.
Da ist zuerst das mosaische Gesetz als Lebensform des Volkes Gottes – für die Völker Ausdruck von beneidenswerter „Weisheit und Bildung“. Dann geht es um Achtsamkeit auf das, was sie selbst erlebt und gehört haben – von Ägypten bis durch die Wüste. Krise als Zeit uns zu erinnern, wo wir Mut oder Führung, Schutz oder Rettung geschenkt bekamen – oft von den Menschen und immer von Gott.
Solche Achtsamkeit kann über meine eigene Lebenszeit hinausgehen. Das Volk Israel versteht sich als Kollektivperson, deren Erfahrungen durch die Generationen gehen. „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer“, beginnt das Glaubensbekenntnis Israels (Dtn 26,5-11). Und dann wird die Geschichte vom Auszug aus Ägypten bis heute in der ersten Person Plural erzählt: „Die Ägypter behandelten uns schlecht“, und „Der Herr führte uns mit starker Hand … aus Ägypten.“ Viele von uns haben eine Krise wie diese noch nicht erlebt. Erinnern wir uns an unsere und die Gotteserfahrungen unserer Vorfahren. Sie haben Seuchen bestanden, Kriege überlebt und auf Fluchten an sichere Ziele gefunden. Und darin liegt eine Verheißung auch für uns und unsere Kinder und Kindeskinder.
Fra' Georg Lengerke
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