Denen, die sich auf Gott verlassen, ohne selbst verlässlich werden zu wollen, sagt Gott beim Propheten Hosea: „Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht.“
Die Wolke ist ein vielschichtiges Bild für die Liebe. Sie ist jetzt da, aber gleich nicht mehr. Sie sieht von weitem aus wie ein körperliches Gebilde, von nahem ist sie nasse Luft und wabernder Nebel. Von weitem wirkt sie frei und beweglich, in ihrer Nähe vernebelt sie die Sicht und hemmt den Schritt.
So, sagt Hosea, ist Eure Liebe: jetzt noch da, aber gleich nicht mehr; von weitem fest, von nahem wabernde Uneindeutigkeit; von weitem frei und beweglich, von nahem benebelnd und lähmend.
Solche Vergänglichkeit, Uneindeutigkeit und Unverlässlichkeit kann sich ganz verschieden zeigen.
Mancher ist ein Freund in guten Zeiten und fehlt in Zeiten der Not (vgl. Sir 6,8). Jeder mag sich mal fragen, wer von den „Freunden“ ihm in der gerade beginnenden Not noch nahe ist. Oder andersherum: wem er noch nahe sein mag, wie er es vor Monaten noch versichert hat.
Dann gibt es eine Nähe und Zuwendung, die in Zeiten akuter Not da ist, zuhört und hilft – und im grauen Alltag ihrer Wege geht und fehlt. Es ist leichter einem akut hilfsbedürftigen Leidenden gut zu sein, als über Jahre einer nervtötenden Nachbarin oder einem langweilig werdenden Ehepartner.
Lehre uns Deine Liebe, Herr,
die hält, was sie verspricht,
die bleibt und mitgeht,
die tags den Weg weist,
nachts die Dunkelheit erhellt
und die stirbt, damit wir leben.
Bilde unser Herz nach Deinem Herzen,
und lass nicht zu,
dass unsere Liebe wolkig wird.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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