Irgendwann Anfang des Jahres 2000 stocke ich beim Stundengebet mitten im 40. Psalm: „Siehe, ich komme“. Nun ist das keine besonders tiefe Aussage. Aber in dem Moment war mir damit der Psalm und mein Leben zusammengefasst: dass Gott nicht etwas von mir wollte (Opfer), sondern mich, und dass mein Leben von ihm angenommen war; dass er mir ein „Gehör gegraben“ hatte und ich in seinem Wort meine Geschichte mit ihm zu hören begann; dass mit ihm mein Leben lebendig wird und ich davon reden soll.
Kurz vor der Priesterweihe war das auch das Wort eines Frischverliebten, gerade Aufgebrochenen, der Christus und mit Christus die Kirche und die Menschen lieben und für sie da sein wollte…
Dann kam das Fest der Verkündigung des Herrn 2000. Gott kommt als Mensch in die Welt, weil ein Mensch ja dazu sagt.
Und da höre ich erstmalig wie im Hebräerbrief Christus den 40. Psalm betet. „Bei seinem Eintritt in die Welt“ sagt er: „Siehe, ich komme […] um deinen Willen, Gott zu tun.“ Das war ja sein Wort! Als ich das hörte, verlor mein Kommen-Wollen seine Angestrengtheit. Ich kann zu Dir kommen, weil Du zu mir gekommen bist. Ich kann zu den Menschen kommen, weil Du mir voran zu den Menschen kommst. Ich kann zum Vater kommen, weil Du vom Vater kommst.
Bei meiner Priesterweihe war das dann mein Wort: „Siehe, ich komme!“ Aber eigentlich war es sein Wort. Ich hatte es mir nur zur Antwort geliehen.
Du bist mein Anfang und mein Ende.
Vor meinem Anfang warst Du,
nach meinem Ende wirst Du sein.
Und dazwischen:
gestern, heute, morgen
bist Du im Kommen,
gibst Du das Leben,
gibst Du Dich selbst.
Komm, Herr Jesus!
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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