Die Geschichte vom Goldenen Kalb hält uns in der Krise den Spiegel vor. Vier Hinweise:
1. Die Wüste verstehen. Sie ist ein Ort des Mangels und der verzweifelten Suche nach dem Rettenden. Es ist wichtig, in der Wüste die Verschiebung meiner Perspektive, meiner Kriterien und meiner Prioritäten zu bemerken. Beim Fasten wird das Käsebrot zum Inbegriff der Seligkeit. Was immer zu retten scheint, wird schnell zum Gott.
2. Die Geduld nicht verlieren. Als Mose lange ausbleibt, verliert das Volk die Geduld. Wir müssen lange schweigen und hören, bis Gott redet. Anstatt auf den zu warten, der die Stelle Gottes offen hält, will das Volk einen göttlichen Leitstier. Wenn der berechtigte Wunsch nach einer guten Regierung umschlägt in den „Ruf nach dem starken Mann“, ist etwas faul.
3. Der Faszination von Kraft und Gesundheit nicht erliegen. Der Stier ist ein antikes Fruchtbarkeitssymbol. Seine Verehrung setzt sich fort in allen Formen der Anbetung von Macht, Kraft und Gesundheit. Alle drei sind Güter. Aber nur solange sie für etwas gut sind. Wird die Gesundheit selbst angebetet, gibt es kein Leben und keine Liebe mehr, für die es sich lohnt, die Gesundheit zu riskieren.
4. Sich dankbar erinnern. Plötzlich war es der Stier, der aus der Sklaverei befreit hat. In der Not drohen wir zu vergessen, wer uns Gutes tat und was wir nicht aus eigener Kraft vermochten.
Am Karfreitag knien wir vor einem anderen Zeichen Gottes. Am Kreuz offenbart sich Gott als Mensch: mitten in unserer Verwüstung (1.) zeigt sich der, der die Stelle Gottes offen hält (2.), der unsere Schwachheit zu seiner gemacht (3.) und uns bis hierher gebracht hat (4.).
Fra' Georg Lengerke
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