Macht die Güte eines Menschen andere Menschen gut? Ich meine nicht Streberhaftigkeit oder folgenlos-brave Harmlosigkeit. Sondern wirkliche Güte, die dem anderen in seinem Wesen gut ist –mehr noch, als er sich selbst.
Ja, es kommt vor, dass die Güte des Einen den Anderen gut macht. Aber die Regel ist das nicht. Im Buch der Weisheit wird die Reaktion der „Frevler“ auf die Güte des Gerechten beschrieben. Um ihrem vergeblich dahingelebten Leben zu entkommen, schänden und verbrauchen sie alles Schöne und Gute (2,1-11). Der Gerechte ist ihnen „ein lebendiger Vorwurf“. Ihre Reaktion ist Misstrauen, Neid und Hass.
In Platons „Politeia“ (um 370 v. Chr.) unterhalten sich Sokrates und Glaukon über das Leben des Gerechten. Glaukon hält es für besser, nur gerecht zu tun, als gerecht zu sein. Denn die Gerechtigkeit des Gerechten bringe die Ungerechtigkeit der anderen als Licht und setze ihn dem Hass der Menge aus. Der Gerechte werde „gegeißelt, gefoltert, gefesselt, geblendet, schließlich nach all diesen Leiden gekreuzigt“.
Die Christen haben beide Texte als Prophetien über Christus verstanden. Die Gemeinschaft mit ihm war nicht einfach nur „angenehm“. Wer sich auf ihn einlässt, macht seit den Tagen seines irdischen Lebens diese schmerzlich-heilsame Erfahrung: Die Güte konfrontiert mich. Sie bringt meine Bosheit und meine Ungerechtigkeit ans Licht – und nur was ans Licht kommt, wird Licht (Eph 5,13).
Ich habe einen Freund, in dessen Beisein ich sofort merke, wenn ich nicht gut von Anderen rede oder denke. Anders kann ich nicht gütig werden, als mich dieser Freundschaft mutig zu stellen.
Fra' Georg Lengerke
view more