Seitenwechsel: Gestern ging es um das Leiden an den Gerechten. Heute geht es um das Leiden mit den Gerechten. Das sind nicht die Besserwisser, Querulanten und Heulsusen aller Lager, die einen scharfen Widerspruch schon für ein beginnendes Martyrium halten. Gemeint sind die, denen es geht wie dem Propheten Jeremia. Dem war in seiner Heimat die Predigt verboten und der Tod angedroht worden. Im ersten seiner „Bekenntnisse“ vertraut er sein Leiden und seine Gegner Gott an.
Das Leiden der Gerechten beginnt mit einem wachen Gewissen. Damit, dass ich außen vor bleibe, wo von anderen schlecht gedacht und geredet wird oder wo der Herdentrieb die einen in die Anpassung und die anderen zum Aufstand führt. Damit, dass ich im Kleinen der Ungerechtigkeit widerspreche – auch dort, wo sie mir zum Vorteil gereicht.
Zwei Worte des Jeremia helfen mir:
Ich möchte arglos bleiben wie das „zutrauliche Lamm“. Jeremia war nicht naiv oder töricht. Er hat nur nicht aufgehört, sich den Menschen anzuvertrauen und zuzumuten, und die Geduld mit ihnen nicht verloren.
Schließlich will ich mich und mein Leben, meine Vergangenheit und Zukunft, meine Lieben und meine Gegner täglich Gott anvertrauen. Ich kann den Kampf gegen die Ungerechtigkeit nicht selbst gewinnen, und meiner Klage gegen das mir und anderen zugefügte Leid nicht selbst Recht verschaffen.
Du allein weißt,
wie sie wurden, wer sie sind.
Du bist gerecht
und barmherzig.
Du liebst alles,
was Du erschaffen hast.
Du lässt die Bösen
nicht ungeschoren davon kommen.
Aber geschoren
schenkst Du ihnen einen Neuanfang.
Entscheide Du!
Dir habe ich meine Sache anvertraut.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
view more