Manche reagieren auf Gefahren „wie das Kaninchen vor der Schlange“. Sie erstarren. Kann sein, dass die Schlange sich gelangweilt schleicht. Kann sein, dass das Stillhalten uns dem tödlichen Biss ausliefert.
Als das Volk in der Wüste gegen Gottes Sorge murrt, „schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk.“ Es ist etwas billig, die Plage einfach nur als Strafe zu verstehen. So als könne Gott den freien Menschen nur durch Dresche auf den rechten Weg bringen. Die Schlangen offenbaren vielmehr, wie es zuvor um den Menschen steht und was das ist, das den Menschen beißt und vergiftet. Sie erinnern an jene alte falsche Freundin, die uns seit Eva und Adam bis heute glauben macht, Gott meine es letztlich doch nicht gut mit uns und wir würden als „Nehmer aller Waren“ besser fahren als mit Gott, dem „Geber aller Gaben“.
Gott lässt Mose eine Schlange aus Kupfer machen. Wer die Schlange ansieht, erkennt den Feind und was ihn beißt und vergiftet und bleibt am Leben. Damit hört die Plage noch nicht auf. Aber die Anfechtung wird überwunden.
Jesus wird später die erhöhte Schlange als Vorausbild des Kreuzes deuten (Joh 3,13-16). Auch der Gekreuzigte offenbart uns, wie es um uns steht. Es ist eben nicht Gott, der auf den Menschen, sondern der Mensch, der auf den Mensch gewordenen Gott eindrischt. Aber der Gekreuzigte zeigt uns eben auch, dass er die Liebe an der Stelle durchhält, wo uns die Schlange beißt und giftet.
Am Sonntag haben wir die Kreuze verhüllt. Wenn wir sie enthüllen, werden wir nicht erstarren wie das Kaninchen. Wir werden feiern, dass sich die Schlange am Gekreuzigten tödlich verausgabt hat.
Fra' Georg Lengerke
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