Eine Freundin von mir nennt ihren Wagen „das FRAuto“. Das ist keine ungeordnete Anhänglichkeit an mich. Sie sagt, ich solle ihr Auto nutzen, als wäre es auch das Meine. So gibt es einige Menschen, die ihr Haus, ihren Esstisch, ihre Begabungen und Einsichten auch ‚für mich‘ haben – und für das, was mir miteinander tun wollen.
Das gilt auch andersherum. Was ich habe, will ich ‚für andere‘ haben: Zeit und Kraft, Ohr und Rat und das, was ich von Gott und der Welt empfangen und verstanden zu haben meine.
In der Kirche des Anfangs hatten die Gläubigen „alles gemeinsam“. Das ist nicht bloß ein unrealistisches Ideal von Gütergemeinschaft. Es ist konstitutiv für die Kirche, dass einer das, was er hat, für andere hat. Und dass die Glaubenden Anteil haben, an dem, was ihnen füreinander und miteinander gegeben ist: Häuser und Güter, Begabungen und Einsichten, das Zeugnis von Gott, das Gebet und die Anteilnahme an seinem Leben im Sakrament.
Wie weit wir davon entfernt sind, sehen wir daran, ob den Christen in der Pandemie dieses „füreinander und miteinander Haben“ eigentlich fehlt. Für die meisten Christen ist das von ihnen Erwartete die Kirchensteuer und das von der Kirche Erwartete ihre soziale und pastorale Dienstleistung.
Mir fehlt gerade nicht so sehr das FRAuto. Mir fehlen der Anblick und die Stimme der Schwestern und Brüder, ihr Tisch und ihr Haus. Mir fehlt das Zeugnis der Nachfolger der Apostel, das gemeinsame Stehen vor Gott, der Lobpreis und das „gemeinsame Brechen des Brotes“ (Apg 2,42).
Aber ich bin von Herzen dankbar, dass ich kenne, was mir fehlt, worauf ich hoffen und wofür ich streiten darf.
Fra' Georg Lengerke
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