Es ist, als wollten Petrus und die anderen nach der Auferstehung Jesu ihr gewohntes Leben wieder aufnehmen. Sie gehen fischen – und fangen nichts. Am Ufer der Fremde. Auf sein Wort ist das Netz voll. Wieder ist Johannes der schnellere: „Es ist der Herr!“
Was mag in den folgenden Sekunden in Petrus vorgegangen sein? Irgendwo hier hatte Jesus ihn am Anfang ja schon einmal das Netz auswerfen lassen. Die Netze waren voll und Petrus folgte ihm (Lk 5). Und irgendwo hier war er auf dem Wasser Jesus entgegengegangen, hatte den Mut verloren und war gesunken (Mt 14,30). Und sicher brannte ihm noch der letzte Blick Jesu in der Seele, nachdem Petrus geschworen hatte, ihn nicht zu kennen (Lk 22,61).
Jetzt noch einmal neu mit ihm beginnen können. Jetzt nichts mehr besser wissen. Jetzt mein ganzes gebrochenes Leben geben können, ohne mir was vorzumachen… Und Petrus springt.
Ich habe über diese Stelle meine erste Predigt als Diakon gehalten. Und seitdem kommt es mir vor, als wäre dieser Sprung der Akt des Glaubens schlechthin. Glauben heißt springen. Dem Anderen glauben, dass dort der göttliche Freund wartet. Ohne sicher sein zu können, dass er es ist. Ohne mich noch länger vorbereiten zu können. Ohne zu wissen, ob das andere Ufer nicht letztlich eine Täuschung ist.
Glauben heißt nicht, im sicheren Boot den Herrn am jenseitigen Ufer betrachten. Glauben heißt, mich ihm Tag für Tag entgegenwerfen in die Wasser des Lebens. Die sind gefährlich und wunderbar, und nicht viele trauen sich hinein. Es gibt keine Garantie für Schmerzfreiheit oder Gesundheit oder fürs Überleben. Aber dort drüben wartet der Herr, um mit uns zu leben. Springen wir jetzt.
Fra' Georg Lengerke
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