Wie Jesus, so machen auch die Apostel mit der „Volksmenge“ äußerst ambivalente Erfahrungen. In der gestrigen Lesung hielten die Heiden in Lystra nach der Heilung eines Gelähmten Paulus und Barnabas für Götter. Heute wird uns erzählt, wie die Volksmenge kurz darauf überredet wird, den Paulus zu steinigen.
Gerade noch galten die Apostel selbst als Götter, wenig später werden sie für gottlos gehalten. Diese beiden Gottesverwechslungen erinnern an die Urwunde des Menschen. Er kann sich selbst an Gottes Stelle setzen und ihn noch „benützen“, um sich zu legitimieren. Oder er kann sich willentlich von Gott trennen, um ohne ihn Geschichte zu machen.
In Antiochien berichten Paulus und Barnabas dann später „alles, was Gott mit ihnen zusammen getan […] hatte“. Der Handelnde ist hier Gott, die Apostel sind Mitwirkende. Ich kenne die umgekehrte Wahrnehmung: Dass ich Gott bitte, ermöglichend und schützend bei dem mitzuwirken, was ich mir zu tun vorgenommen habe.
Aber am Anfang der Kirche ist es eben nicht Gott, der den Jüngern bei der Verwirklichung ihrer Pläne hilft, sondern es sind die Jünger, die Gott bei der Verwirklichung seiner Pläne helfen. Nicht, weil Er sonst hilflos wäre. Wir Menschen werden vielmehr gewürdigt, selbst „Sakrament“ zu sein, also „Zeichen und Werkzeug“ des Handelns Gottes in der Welt. Unsere Beziehungen zueinander werden zum Königsweg des Handelns Gottes.
Auf dem Koppelschloss der Reichswehr und der Wehrmacht stand der Wahlspruch des preußischen Königshauses „Gott mit uns“. Hätte es die beiden Weltkriege wohl auch gegeben, hätte darauf gestanden: „Wir mit Gott“?
Fra' Georg Lengerke
view more