Die Stadt Korinth muss für Paulus ein Angang gewesen sein. Die nächtliche Stimme wird ihm nicht grundlos gesagt haben: „Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dir etwas antun. Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt.“
Die Stimme widerspricht zwei Versuchungen der Christen bis heute: Zu glauben, das Evangelium würde heute draußen keinen mehr interessieren. Wir sollten daher daraus eine mehrheitsfähige Botschaft der Menschlichkeit jenseits von Offenbarung, Dogma und Bekenntnis machen. Oder zu meinen, die Leute seien eben dumm oder böse, und deshalb bleibe man besser unter sich. Die würden dann schon merken, was sie davon haben.
Es gibt viele Christen, denen sind die verborgenen Verbündeten der Kirche unheimlich. Gemeint sind nicht nur die anständigen Leute, die nichts gegen die Kirche haben und das Gute wollen. Sondern die unerkannten Mystiker, die eine Erfahrung gemacht haben, die ein Geheimnis mit Gott im Herzen tragen, über das sie nicht sprechen können, nicht sprechen wollen, oder zu sprechen nie die Gelegenheit hatten.
Zu meinem Volk gehören mehr als Du denkst, sagt die Stimme. Menschen, mit denen ich - wie mit Dir - schon Wege begonnen habe, die zu einem gemeinsamen werden sollen.
Zeig mir in meiner Stadt
Dein verborgenes Volk, Herr:
die Menschen,
die nach Deiner Art lieben,
die sich nicht trauen, sich zu Dir zu bekennen,
die die Würde jedes Menschen verteidigen,
von seiner Zeugung bis zu seinem natürlichen Tod,
die leiden
an der Ungerechtigkeit der Welt,
an der Unergründlichkeit des Leidens
und an der Müdigkeit
der ihnen fremden Kirche
und draußen vor ihren Türen
auf ihr Erwachen warten.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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