Worum bittet Ihr, wenn Ihr um den Heiligen Geist bittet? Um Erkenntnis? Und wollt Ihr wirklich das ganze Ausmaß von Leid und Verwirrung in und um Euch sehen? Um Rat? Und seid Ihr wirklich bereit, zu gehen, wohin Euch die Macht Gottes führt? Um Fürsprache? Oder besteht Ihr nicht eigentlich darauf, für Euch selbst zu sprechen?
Kann es sein, dass die meisten von uns weniger um den Heiligen Geist, als um seine Früchte beten: um „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte und Treue“ (Gal 5,22)? Und beten wir nicht darum, dass auch die Welt um uns herum so sei? Nun ist sie aber nicht so. Stattdessen ist sie (zumindest auch) geprägt von Hass, Traurigkeit, Krieg, Ungeduld, Garstigkeit, Geiz und Launenhaftigkeit. Und das zeigt sich besonders dort, wo die Liebe Gottes in die Welt kommt und auf die Welt trifft.
Beim Abschied von den Ältesten von Ephesus spricht Paulus sehr nüchtern vom Heiligen Geist. Paulus wird vom Geist nicht in Freude und Trost geführt, sondern er zieht, „gebunden durch den Geist, nach Jerusalem“. Und was ihm der Geist auf dem Weg immer wieder sagt, ist, „dass Fesseln und Drangsale auf [ihn] warten“.
Paulus wird vom Heiligen Geist auf einen Weg des Leidens geführt. „Ich will“, sagt Paulus, „mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen.“ Denn Leben oder Gesundheit sind nicht ihr eigener Zweck. Zweck und Ziel sind der Auftrag Jesu, „das Evangelium von der Gnade Gottes zu bezeugen.“
Wo diese neue Ordnung hergestellt ist, wo jemand – empfänglich für das Wirken des Hl. Geistes – den Zweck seines Lebens erkennt und erfüllt, dort werden – auch im Leiden – die Früchte des Geistes überreich sein.
Fra' Georg Lengerke
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