„Ungehindert“. Mit diesem Wort endet die Apostelgeschichte. Und das trotz hinderlicher Bedingungen. Paulus ist in Rom und steht unter Hausarrest (custodia libera). Andererseits kann er Gäste empfangen und mit ihnen sprechen.
„Ungehindert“ meint nicht, dass die äußeren Umstände oder Bedingungen ideal gewesen wären. Paulus steht unter leichtem Arrest. Er wartet auf seinen Prozess vor dem Kaiser. Aber abgesehen davon kann er ungehindert das Evangelium verkünden, indem er „von morgens bis abends das Reich Gottes „erklärte und bezeugte“ (V. 23)
„Ungehindert“ bedeutet erstens, dass ihm das Wort nicht verboten wurde. Er kann frei reden – ohne Zensur, ohne Denunziation, ohne Repressalien.
„Ungehindert“ wird zweitens auch im Sinne von „uneingeschränkt“ verstanden. Es geht nicht um Zweitwichtiges, nicht um Spezialfragen oder Sonderprobleme. Es geht um das Große und Ganze. Um die existentiellen Fragen, von denen gestern die Rede war.
„Ungehindert“ heißt schließlich drittens, dass Paulus sich nicht selbst im Weg stand. Er sprach „mit allem Freimut“ und ohne von Eitelkeit, Ängstlichkeit oder falschen Rücksichten gesteuert zu werden.
Die Apostelgeschichte endet nüchtern und realistisch. Die Kirche lebt unter den Bedingungen der wirklichen Welt. Aber innerhalb derer ist sie „ungehindert“.
Morgen ist Pfingsten. Wenn wir um die Gegenwart und das Wirken des Heiligen Geistes bitten, dann sollten wir nicht zuerst darum bitten, dass die Welt sich ändere. Sondern darum, dass wir „enthindert“ werden und uns „enthindern“ lassen, damit in der wirklichen Welt die Liebe Gottes aus dem Hausarrest ihren Weg zu den Menschen findet.
Fra' Georg Lengerke
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