„Wir haben es nicht vom Ausgeben, wir haben es vom Behalten“, mahnt man im Rheinland zur Sparsamkeit. In der Heiligen Schrift wird dieses Prinzip genau umgekehrt.
Während einer Dürrezeit begegnen einander in Sarepta zwei notvolle Leben: der Prophet Elija auf der Flucht vor dem König und eine Witwe mit Kind, die nicht genug zum Leben hat. Die Witwe gibt Elija von ihrer letzten Mahlzeit das von ihm Erbetene und die Verheißung des Propheten erfüllt sich: „So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen.“
Das ist weder ein Rezept zur Überwindung von Hungersnöten, noch die Aufforderung, uns bis zur Erschöpfung zu verausgaben. Vielmehr steht eine Grundentscheidung an: Was machen wir mit dem Rest unseres Lebens, bevor wir sterben? Wollen wir es für uns behalten oder wollen wir es geben? Und wer oder was ist es wert, das wir unser Leben dafür geben?
Jesus spitzt die Umkehrung der rheinischen Weisheit noch zu: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen […] verliert, wird es retten.“ (Mt 16,25)
Die Witwe gibt ihr Leben für das Wort Gottes in Gestalt des Propheten. Uns soll es um Christi Wort und Wirken, um seine Liebe zu den Menschen gehen. Die Ermahnung, wir sollten auf uns selbst, auf unsere Gesundheit und genügend Abstand achten, wird nur dann nicht zur Egomanie, wenn wir uns auch fragen, wofür sich zu leben, wofür sich gesund zu bleiben und wofür sich Gesundheit und Leben zu riskieren lohnen.
Wo wir auf diese Frage mit unserem Leben antworten, wird unser Leben lebendig und aufregend und reich – und zwar für viele. Wir haben es vom Ausgeben, nicht vom Behalten.
Fra' Georg Lengerke
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