In fast allen Religionen geht es auf verschiedene Weise darum, dass der Mensch sich der Gottheit oder dem Göttlichen anvertraut und so das Irdische auf das Göttliche hin übersteigt.
Um diesen Überstieg auf Gott hin geht es letztlich auch im Christentum. Allerdings nicht durch bloße Überwindung von Welt, Materie und Zeit, sondern zusammen mit Welt, Materie und Zeit. Daher kehrt die christliche Offenbarung das Anliegen aller Religionen erst einmal um: Gott wird Mensch, damit der Mensch göttlich wird. Gott nimmt irdische Gestalt an, ohne aufzuhören Gott zu sein.
Dieses „Leiblichwerden“ Gottes feiert die katholische Christenheit am Hochfest des Leibes und Blutes Christi – Fronleichnam. Allerdings nicht nur als Weg Gottes zu uns, sondern als unseren Weg mit Gott. In Christus nimmt Gott unseren menschlichen Leib an, damit wir „teilhaben am Leib Christi“ und miteinander Leib Christi werden. Konkret und erkennbar in der Eucharistie und in der Kirche: herausgerufen von seinem Wort; versammelt um die Nachfolger der Apostel; genährt durch das Brot, das sein Leib ist; und bevollmächtigt und gesandt von seiner Liebe zu den Menschen.
Und so sind wir mit Gott auf dem Weg zu Gott, zusammen mit allen Menschen und der ganzen Schöpfung, die mit uns einmal ankommen soll bei ihm.
In der Malteser Kommende Ehreshoven sprach mich mal ein Mann nach der Heiligen Messe an. Er sei aus dem Osten und nicht katholisch. Aber ein Moment im Gottesdienst habe ihn zu Tränen gerührt. „Als ich sah, wie Sie die Gefäße gereinigt haben, so dass kein Tropfen und kein Krümel verloren geht, da habe ich verstanden: Da ist Gott.“
Fra' Georg Lengerke
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