Die Begegnungen mit Gott im Alten Testament sind oft von gewaltigen Naturereignissen begleitet: Er spricht zu Hiob im Sturm (Hiob 38,1), er leitet nachts sein Volk in einer Säule aus Feuer durch die Wüste (Ex 13,21), und die Erde bebt unter Mose auf dem Sinai (Ex 19,18). Auch im Neuen Testament bebt die Erde bei Jesu Tod (Mt 27,51) und beim Pfingstereignis (Apg 4,31).
Diese Zeichen beschreiben Erfahrungen von Menschen, aber auch ihre Sehnsucht, die Macht Gottes zu erfahren. Und je mächtiger die Not ist, um so noch mächtiger soll sich das erbetene Wirken Gottes zeigen: „Der Geist des Herrn durchweht die Welt / gewaltig und unbändig; / wohin sein Feueratem fällt, / wird Gottes Reich lebendig.“
Elija flüchtet sich, verfolgt von König Ahas, auf den Gottesberg Horeb. Als einziger übrig in einem abgefallenen Volk, steht der machtlose Prophet vor den mächtigen Gott. Es kommt ein Sturm, doch „der Herr war nicht im Sturm“. Es fällt Feuer vom Himmel, doch „der Herr war nicht im Feuer“. Es bebt die Erde, doch „der Herr war nicht im Erdbeben“.
Für den Weg durch die Wüste und die Erfüllung seiner Lebensberufung, muss Elija eine neue Wahrnehmung Gottes lernen. Denn Gott lässt sich eben nicht nur und oft nicht in den großen Erfahrungen und Gefühlen vernehmen, sondern dahinter, darunter und darüber hinaus.
Schließlich nimmt Elija ein „Säuseln“ wahr. Martin Buber nennt es „eine Stimme verschwebenden Schweigens“, durch die Gott zu Elija spricht.
Lehre mich, Gott,
Dein Wort
in den Ahnungen der Stille
zu vernehmen
und zu verstehen,
damit ich mit den Deinen
den Weg durch die Wüste finde.
Dorthin,
wo Du mich haben willst.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
view more