Glaubensgespräch in Ehreshoven. Ein Teilnehmer sagt: „Wenn ich in der Heiligen Messe sagen soll: ‚Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach…‘, dann kann ich nicht mitbeten. Muss das denn sein, dass ich mich da selbst derartig runter mache?“
Das Gebet der Gemeinde vor der Kommunion ist ein Zitat aus dem heutigen Evangelium. Der Hauptmann von Kafarnaum bittet Jesus um die Heilung seines gelähmten Dieners. Das Haus eines Heiden konnte Jesus nicht betreten, ohne rituell unrein zu werden.
Der Hauptmann weiß darum. Er bittet Jesus aus der Ferne. Er weiß, wie es in seinem Lebenshaus aussieht. Er tut nicht so, als wäre es das Normalste von der Welt, dass Gott in Person in das Haus seines Lebens eintritt. Er weiß, dass sein unaufgeräumtes Leben und Gott nicht ohne weiteres zusammenpassen. Ich muss dabei an den Chor im Weihnachtsoratorium denken: „Zwar ist solche Herzensstube / Wohl kein schöner Fürstensaal, / Sondern eine finstre Grube…“
Der Hauptmann steht für die vielen Menschen, die sich nur aus der Ferne trauen, Gott um etwas zu bitten. Sein Glaube geht dem Herrn von weitem entgegen. Von weitem glaubt er dem bereits Nahegekommenen.
„Sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund“, bittet der Hauptmann. Genau das erbitten wir für die gelähmte Seele, für unser tiefstes Wesen, für das in uns, dem das unsterbliche Ja Gottes gilt und das ihm antworten kann.
Der fern scheinende Gott ist uns in seinem Wort „näher als wir uns selbst sind“ (Augustinus). Und im Sakrament tritt er bei uns ein, löst unsere Lähmung und würdigt uns, zu einem Ort und Zeugen seiner Liebe für die Anderen zu werden.
Fra' Georg Lengerke
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