Derzeit fällt die Hilfe aus, die sonst mein Appartement putzt. Also putze ich am Montagmorgen selbst. Statt den BetDenkzettel zu schreiben. Also nicht so ganz stattdessen. Ich putze und muss an das Wort des Propheten Amos denken: „Mach dich bereit, deinem Gott gegenüberzutreten.“
Das es darauf ankommt, ist mir seit einigen Jahren täglich bewusst. Selber putzen übrigens ist dafür eine gute geistliche Übung. Mein Empfinden in der Brust danach ist dem nach der Beichte nicht unähnlich. Die Dinge sind wieder an ihrem Platz. Einiges kann weg. Es können wieder Gäste kommen. Alles eine Vorübung auf mein Treten vor Gott.
Doch bei Amos geht es um mehr. Der Prophet aus dem Süden klagt im Nordreich Israel die Vornehmen des Volkes an. Sie gehören zum von Gott zum Zeugnis „erwählten“ Volk. Sie bilden sich auf ihre Erwählung auch etwas ein, wollen aber von dem Zeugnis nichts wissen. Dafür werden sie zur Rechenschaft gezogen.
Alles hat seinen Grund, sagt der Prophet. Auch das Leiden des Volkes. Das erklärt nicht alles Leid. Ist aber der Kontext, in dem das von Gott erwählte Volk sich zu dem Zeugnis bekehren soll, zu dem es erwählt ist.
Manchmal weiß ich, warum oder wozu ich leide. Meistens weiß ich es nicht. Manche Krankheiten und viel Leid kommen aus meiner Verweigerung des von Gott „erwählten“ Lebens. Andere haben andere Gründe. „Gottes Liebe verantwortet alles, was uns begegnet.“, sagt Heinrich Spaemann. Ich muss verantworten, ob ich mich – wo nötig – zu meiner Erwählung bekehrt habe.
Manche Bekehrung beginnt damit, dass einer seine Wohnung putzt und weiß, dass er vor das Angesicht Gottes treten muss.
Fra' Georg Lengerke
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