Weisheit ist eine „Dreh- und Angel-Eigenschaft“ für ein gutes Leben. Deshalb wird sie unter die „Kardinaltugenden“ (von lat. cardo– Türangel) gezählt. Sie bezeichnet die Fähigkeit, zu erkennen, was etwas ist und bedeutet, zu unterscheiden, worauf es ankommt, und zu handeln, wie es dieser Erkenntnis und Unterscheidung entspricht.
In der Weisheitsliteratur des Alten Testaments jedoch ist die Weisheit nicht bloß eine Fähigkeit, die der Mensch erwerben soll. Sie wird vielmehr als eine Person beschrieben, die von Gott kommt und dem Menschen begegnen, von ihm aufgenommen werden und bei ihm wohnen will.
Die Weisheit Gottes (so heißt es in den ausgelassenen Versen der Lesung aus Jesus Sirach 24,3-7) will zu allen Völkern kommen. Doch in Jerusalem kommt sie zur Ruhe, wird mächtig und schlägt Wurzeln.
Für die ersten Christen gehören Weisheit und Offenbarung zusammen (Eph 1,17). Für sie ist Weisheit keine autonome Erkenntnisfähigkeit. Sie wird vielmehr offenbart und kommt auf den Menschen von außen zu. Nicht nur geistig, theoretisch oder abstrakt. Sondern leiblich, praktisch und konkret – als eine Person.
Paulus betet für die Epheser um den „Geist der Weisheit und der Offenbarung“. Wozu? Damit wir die Hoffnung, den Reichtum und die Macht erkennen, die von Jesus Christus kommen, der die offenbarte Weisheit Gottes für die Menschen ist (1 Kor 1,24).
Du Weisheit Gottes,
weise ist,
wer mit Dir Umgang hat,
wer nach Dir fragt,
wer zu schweigen und auf Dich zu hören weiß,
wer mit Dir und von Dir reden lernt,
wer sein Leben von Dir
bewohnen und bewegen,
erhellen und ermächtigen lässt.
„Ich steh‘ an Deiner Krippe hier…“
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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