Schon in der frühen Kirche gab es Polarisierung. Ich weiß nicht, wie weit die der heutigen ähnelte zwischen denen, die sich auf die Tradition der Kirche, und denen, die sich auf die Lebenswirklichkeit der Menschen berufen.
Dennoch können wir von Paulus etwas über den Umgang mit Polarisierungen lernen.
Den Heiden sagt Paulus, sie sollen sich vom Götzendienst fernhalten. Den Juden sagt Paulus, sie sollten ihre neugewonnene Freiheit nicht vergötzen und über die Liebe zu ihren Geschwistern aus dem Heidentum stellen.
Für viele Heiden war auch noch nach ihrer Bekehrung der Verzehr von Fleisch, das bei Opfern für Götzen übrig geblieben war, ein Tabu. Für viele Juden galt das als skrupulöse Bedenkenträgerei.
Paulus empfiehlt der Gemeinde in Korinth keinem der beiden Seiten, „weder Juden noch Griechen“, Anlass zu einem Vorwurf zu geben.
Anders gesagt, sie sollten einen Sinn für das Anliegen beider Seiten haben: für die Sorge der einen, wieder in den Einflußbereich der Götzen zu kommen, und das Anliegen der anderen, nicht in ihrer Freiheit beschnitten zu werden.
Wo sind die Leute in der Kirche, die Verständnis haben für den jeweils wahren Kern der Anliegen der auf beiden Seiten Verschanzten, die einander des Untergangs der Kirche bezichtigen?
Für die liefert Paulus ein wichtiges Kriterium: „Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ Darauf müssten sich diejenigen einigen können, die meinen, dass sie in der Mitte der Kirche stehen – dass es in allem zuerst um die größere Ehre Gottes geht.
Und die Ehre Gottes besteht darin, dass Gott zu den Menschen kommt und die Menschen zu Gott kommen.
Fra' Georg Lengerke
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