Als junger Erwachsener war ich häufig Gast im Offizierskasino eines englischen Kavallerieregiments nahe meines Elternhauses. Bei einem festlichen Diner verließ einmal einer der jungen Offiziere den Raum. Zwei andere entfernten blitzschnell Gedeck und Stuhl und die halbe Tafel rückte augenblicklich auf. Als er zurückkam, taten alle, als wäre nichts gewesen, und fanden das heimlich lustig.
Weg gegangen – Platz vergangen, sagt der Volksmund.
So scheint es Gott in der Welt zu gehen. Nicht weil er weggegangen wäre. Sondern weil seine mächtige Gegenwart meist etwas Zartes und Leises ist und leicht verborgen oder verdunkelt werden kann. – Auch durch scheinbar Frommes und Gottgemäßes.
Es gibt ursprünglich heilige Feiern, die Gottes Gegenwart mehr verdecken als offenbaren. Und es gibt Dienste am Menschen, die die Liebe Gottes mehr verbergen als ans Licht bringen.
Und es gibt auch heute das Geschäft mit dem Heiligen:
überall dort, wo Nächstenliebe zum Geschäft wird;
überall dort, wo sich Menschen den Glauben durch „Zeichen“ bezahlen lassen wollen;
und schließlich überall dort, wo sich der Mensch seine Liebens‑Würdigkeit oder Daseinsberechtigung dadurch verdienen muss, möglichst keine Last zu sein.
Dem zornigen Jesus im Tempel geht es genau darum: dass wir den Raum der mächtigen, aber zarten und leisen Gegenwart Gottes frei halten.
Aber nicht nur im Tempel von Jerusalem. Der niedergerissene und aufgerichtete Tempel, von dem Jesus spricht, ist sein Leib, ist die Kirche, sind die, die zu ihm gehören.
Das könnte eine Entscheidung sein: In der Fastenzeit halte ich in meinen Zeiten, Orten und Beziehungen jenen Raum Gottes frei, von dem aus Er meinem Leben Form und Richtung geben kann.
Fra' Georg Lengerke
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