Vorausgehen kann gefährlich sein. Ich hatte einen Onkel, der vor dubios aussehenden Restaurants seiner Frau im Scherz zu sagen pflegte: „Darling, geh Du voran. Ich glaube, hier kriegen wir Dresche.“
Auch ums Vorausgehen wird gerade in der Kirche gestritten: Wer geht voraus – und wer läuft bloß rum? Wer sucht und findet die Wegrichtung Gottes – und wer will vor allem Dresche vermeiden? Wer führt – und wer verführt?
Zweimal werden heute im Markusevangelium jeweils zwei Jünger „voraus geschickt“. Allerdings gehen die nicht der Gemeinde voraus, sondern Jesus. Von ihm haben sie Auftrag und Vollmacht. Die einen besorgen den Esel. Die anderen bereiten den Raum.
Sie treten mit dem Anspruch von jemandem auf, der in sein Eigentum kommt: Bringt das Fohlen her! Und fragt Euch jemand, dann sagt: Der Herr braucht es!
Sie klappern nicht die Häuser nach einer Unterkunft ab wie damals in Bethlehem, sondern richten einem Haus eine Frage aus: „Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?“
Ihr könnt Euch ja mal fragen: Gehöre ich an diesem Palmsonntag eher zu denen, die Jesus vorangehen – dorthin, wohin er selbst mit den Seinen gehen will? Oder gehöre ich eher zu denen, von denen er Mittel und Wege und einen Raum erfragt, um uns mit sich zu verbinden und die Kirche aufzubauen?
Beides kann sein. In Jesus Christus ist Gott noch immer im Kommen. Noch immer wirbt er um den Weg und den Raum, um uns zu sammeln und uns mit sich zu verbinden.
Die erwähnte Tante hat übrigens soweit ich weiß nie Dresche bekommen.
Aber es kann sein, dass wir Dresche bekommen. So wie Er. Doch was für ein unvergleichliches Glück wird es sein, wenn er einzieht und das Fest seines Daseins für die Welt in unserem Lebenshaus beginnt.
Fra' Georg Lengerke
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