Es gibt die „Ruhe vor dem Sturm“. Das ist das stille Knistern bevor ein Gewitter sich entlädt; der Moment, wo die Verhandlungen erfolglos waren und die Schlacht kurz bevorsteht; die Sekunde auf den Plätzen zwischen „fertig“ und „los“.
Und es gibt die „Ruhe nach dem Sturm“. Das ist der Morgen nach dem Fliegerangriff, an dem die Bomber verschwunden und die Bunker noch geschlossen sind; der Moment nach der Kollision, in dem noch keiner zur Hilfe gekommen ist; der Tag, nachdem der Brand gelöscht ist und die Aufräumarbeiten noch nicht begonnen haben.
Und es gibt die „Ruhe im Sturm“. Das ist der Schlaf Jesu in einem Boot, das zum Spielball der Wellen wird und zu sinken droht. Das Boot, sagen die Kirchenväter, ist die Kirche im Sturm. Und Jesus schläft, mitten im Sturm.
Aber auch die Jünger tun nichts. Sie schöpfen kein Wasser. Sie navigieren nicht. Sie sind vor allem empört. Sie wecken Jesus mit einer Frage, die zugleich ein ungeheurer Vorwurf ist: „Kümmert es Dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“
Jesus erhebt sich, und als wäre der Sturm eine personale Macht gebietet er ihm: „Schweig, sei still!“ Und es tritt „völlige Stille“ ein, die „Ruhe nach dem Sturm“.
Jesus ist der Herr über den Sturm auf dem See Genesareth und über den Sturm um die und in der Kirche heute. Er hat es in der Hand, ob und wann der Sturm nachlässt.
Die vorwurfsvolle Frage der Jünger beantwortet Jesu seinerseits mit einer Frage: „Warum habt ihr solche Angst?“ Oder anders: Warum seid ihr so furchtsam? Warum seid ihr so feige?
Vielleicht ist der Sturm auch dazu da:
Dass wir von dem,
der „die Ruhe im Sturm“ ist
und der Herr des Sturmes,
lernen, was es heißt,
mutig zu werden
an seiner Seite –
mitten im Sturm.
Fra’ Georg Lengerke
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